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Mehr Weiblichkeit im Netz

Ein Gastbeitrag von Ruth Bamberg. Sie ist die treibende Kraft hinter dem ELIZA-Projekt. ELIZA ist ein anpassbarer, webbasierter VR-Interaktionsraum für Kunst-Kollektive, agile Gemeinschaften und andere Netzwerke, die eine weibliche Perspektive teilen können. Auf Basis von tuijo ensteht ein „virtuelles Kreativquartier“, das zukünftig gemeinsam mit den Nutzer:innen permanent gestaltet wird.

Was ist die Intention von ELIZA?

Das Team ELIZA interessiert die intersektionale feministische Linse, insbesondere im Internet. ELIZA wird dem kreativen Potenzial von Frauen mehr und vor allem neuen Raum geben. Wir glauben, mit dieser Blickrichtung zu gesellschaftlich relevanten Lösungen – auch in Krisenzeiten wie den gegenwärtigen – beitragen zu können. Für Co-Laboratives, für Prozessuales in Projekten und Unternehmungen. Wir suchen einen offenen Gestaltungsansatz, in einer spielerischen Umgebung.

 

Ruth Bamberg

Ruth Bamberg

Medienkünstlerin und Initiatorin von ELIZA

ruth.bamberg@eliza.team

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Im Metaverse fehlt uns das natürlich Menschliche

Das Digitale ist von sich aus unvollständig. Die unmittelbare soziale Interaktion übersteigt den digitalen Horizont.

Auch in Social VR geht es um Begegnungen und Gespräche. Aber nicht für jede von uns ist Kommunikation via Social-Media, Zoom und andere Apps ideal. Zoom und Co fehlt die 3. Dimension. Wir vermissen das Räumlich-Soziale und unsere Beweglichkeit.

Metaverse Anwendungen bringen mindestens den Raum. Hier könnten wir in 3D-Welten kommunizieren, aber leider nur mit VR-Brille und Avatar, die menschlichen Zwischentöne und die Erfahrung von „wir sind zusammen im Raum“ bleiben verloren. Es fehlt die soziale Körperlichkeit, die entscheidend ist für Selbstgefühl, Identität, Beziehungen und Selbstwahrnehmung.

Wir wollen beides: Vertrautes und Innovation, und das möglichst unkompliziert

Es geht darum, das „gute alte analoge Menschsein“ mit der digitalen Welt im Sinne der Digitalität gut zu verbinden. Unser Handeln in die Digitalität zu erweitern. Vielfältige und tragfähige kulturelle Formen zu entwickeln, die die Technik einschließen. Dabei muss Technik einfach sein und uns dienen.

Wir wollen beides: Vertrautes und Innovation möglichst unkompliziert. Eine Atmosphäre, in der wir uns wohlfühlen, darf dabei nicht auf der Strecke bleiben. Wir richten unsere Räume in der digitalen Welt selber ein, ob nun Versammlungs-, Vereins-, Aktions- oder Ausstellungsräume. Machen wir zu Hause ja auch.

Aktuell arbeiten wir mit der Künstlerin Frauke Frech daran, ihre Arbeit „Grand Beauty", die sie vor Ort in Leipzig u.a. mit Postmigrantinnen durchführt, ins Digitale zu transferieren.

Männliche Dominanz im Digitalen, auf allen Ebenen

Das Weibliche ist die kultur-historisch verschwendete Kraft. Jetzt auch wieder im Digitalen. Die eigentlich schon obsolete männliche Dominanz auf allen Ebenen ist wieder da. Im Digitalen passiert es wieder, so wie in der Medizin der männliche Körper vermessen wurde, um den Menschen abzubilden; oder in der Autoindustrie der männliche Körper für die ergonomischen Voraussetzungen von Sicherheit vermessen wurde, sind heute 80% aller Internet-Inhalte von Männern erstellt und/oder werden durch sie konsumiert – Pornos, Egoshooting, Hatespeech. Frauen finden nicht den Raum, der ihnen zusteht und den die Gesellschaft benötigt. Die Diskriminierung von Frauen findet leider auch ohne Bewusstsein dafür statt, einfach weil ihre Belange und ihre Verfasstheit ignoriert werden.

Wir brauchen mehr Weiblichkeit im Netz

Frauen lieben es zu kommunizieren – gerade auch mit Online Tools. Im Gegensatz zu Männern finden sie es aber todlangweilig, mittels digitaler Kommunikationswerkzeuge ausufernde Diskussionen über die Werkzeuge selbst zu führen. Zoom, Whatsapp, Insta u.s.w. sind irgendwie praktisch ja, aber eigentlich auch nicht. Frauen wünschen sich ein Kommunikationstool, das perfekt ist.

Deshalb gilt es, eine eigene – von US-Tech-Giganten weitgehend unabhängige – 3D-Welt als „virtuelles Kreativ Quartier“ zu schaffen und zu betreiben. ELIZA will bestehende und neue Frauen-Netzwerke einladen, ihre Ressourcen mittels einer innovativen Technologie digital in Bewegung zu halten und gemeinsam zugänglich machen. Für eigene Themen, Sichtbarkeit, Austausch – als digitaler Humus für Exploratives.

Dahinter steckt die Überzeugung, dass dem digital kreativen Potenzial der Frauen mehr und neuer Raum gegeben werden muss. Das dreidimensionale Internet als Plattform wird zur Durchsetzung nachhaltiger weiblicher Rechte stärker genutzt. Wir wollen dem zum größten Teil von Männer produzierten Inhalt im Internet weibliche Perspektiven entgegen setzen. ELIZA ist dabei auch ein Schutzraum für die Bewegungsfreiheit für Frauen.